Viele Jahre lang dachte ich, etwas stimme nicht mit mir. Erst später erkannte ich die Wahrheit: Mein Anderssein war nie das Problem. Die eigentliche Herausforderung war, es verstecken zu müssen.

ADHS, Autismus und andere Formen von Neurodivergenz sehen bei Frauen oft ganz anders aus als die Klischees. Anzeichen bei Frauen können leiser, innerlicher sein, Vergesslichkeit, Unorganisiertheit, Tagträumerei oder rastlose Gedanken, die nie stillstehen. Weil diese Merkmale nicht immer Klassenzimmer oder Arbeitsplätze stören, werden sie oft übersehen, missverstanden oder abgetan.

Das war auch meine Geschichte. Meine Diagnose kam erst Anfang 30.

Die meiste Zeit meines Lebens trug ich ein ständiges Gefühl mit mir, gleichzeitig „zu viel“ und doch „nicht genug“ zu sein. Ich baute mir eine Karriere, eine Familie und ein Leben auf, das von aussen stabil wirkte, doch innerlich war es erschöpfend. Ich maskierte, passte mich an und strengte mich mehr an, als irgendjemand ahnte, nur um mitzuhalten.

Alles änderte sich, als meine Tochter geboren wurde. Ihre Geburt war der schönste Tag meines Lebens, doch das Erlebnis war traumatisch. Was folgte, eine postpartale Depression, riss mir die Bewältigungsstrategien weg, auf die ich jahrelang vertraut hatte. Plötzlich bekam die Maske Risse. Ein Neugeborenes zu versorgen und gleichzeitig meiner eigenen Verletzlichkeit zu begegnen, zwang mich, eine Wahrheit anzuerkennen, für die ich zuvor keine Worte hatte: Ich scheiterte nicht. Ich war neurodivergent.

Das verborgene Strahlen

Ich habe mich nicht immer „strahlend“ gefühlt. Im Gegenteil: Viele Jahre lang arbeitete ich hart daran, mich zu verstellen, weniger emotional, weniger intensiv, weniger zerstreut, weniger ich zu sein. Doch nachdem ich am Rand des Burnouts gelebt hatte und vieles mühsam wieder verlernen musste, begann ich zu erkennen, was ich übersehen hatte: Das Verstecken meines wahren Ichs hatte mich viel mehr gekostet, als es mein Anderssein je getan hätte.

Diese Erkenntnis markierte den Beginn meiner „strahlendenen“ Reise.

Close-up of a dazzling sparkler bursting with light against a dark background, perfect for celebrations.

Die Wahl von Neurosparkle

Als ich nach einem Namen für meine Arbeit suchte, wollte ich etwas finden, das diesen Wandel einfängt, vom Maskieren zum Zurückerobern. Das Wort Neurosparkle kam zu mir als ein Weg, all die Teile von mir zurückzufordern, die mir einst als „zu viel“ bezeichnet wurden: meine Gefühle, meine Neugier, meine Energie, meine Kreativität.

Anstatt sie als Schwächen zu sehen, begann ich, sie als Funken zu betrachten. Funken, die leuchten, verbinden und den Weg nach vorne erhellen können.

„Neurosparkle“ zu wählen war ein Wendepunkt. Es ging nicht nur um mich, es ging darum, einen Raum zu schaffen, in dem auch andere sich gesehen, verstanden und gefeiert fühlen können.

Für Frauen, Träumerinnen, Denkerinnen und Macherinnen

Diese Reise ist zutiefst persönlich, aber sie ist auch Teil eines grösseren Ganzen. So viele Frauen gehen durchs Leben, werden fehldiagnostiziert, missverstanden oder übergangen. Träumerinnen, denen gesagt wird, sie seien unrealistisch. Denkerinnen, denen vorgeworfen wird, sie würden alles verkomplizieren. Macherinnen, die ausbrennen, weil sie versuchen, mit allen anderen mitzuhalten.

„Neurosparkle“ ist für uns alle. Es geht darum zu zeigen, dass Anderssein nicht weniger bedeutet. Es geht darum, die Maske abzulegen, sich zurückzuerobern und sich endlich zu erlauben, zu strahlen.

Heute weiss ich: Dieses Strahlen war schon immer da, es musste nur gesehen werden. Und vielleicht erkennst du, während du dies liest, auch ein kleines Stück dieses Funkelns in dir selbst wieder.

Chantal